|
Kunst und Stahlerzeugung - zwei verschiedene Welten werden viele jetzt vielleicht sagen.
Dass dem nicht so ist, zeigte sich am 8. Mai 2004 im HKM-Verwaltungsgebäude bei der Eröffnung
der Ausstellung "KunstWerk_HüttenWerk". Zahlreiche Gäste, wie Heinz Pletziger, Bürgermeister
der Stadt Duisburg, Professor Horst A. Wessel, Leiter des MRW-Archivs, Manfred Wotke, Mitglied
des HKM-Aufsichtsrats, Vertreter von Schulen, Bürgervereinen und Kirchen sowie ehemalige und
jetzige Mitarbeiter waren der Einladung gefolgt, sich mit den Werken von neun Künstlern auseinander
zu setzen.
Im Foyer sowie auf der ersten Etage des Verwaltungsgebäudes präsentierten diese Künstler mit
zahlreichen und äußerst unterschiedlichen KunstWerken das HüttenWerk aus ihrer Sicht. Eine Sichtweise,
die HKM-Angehörigen und allen, die sich darauf einließen, neue Einblicke und Eindrücke in die
Hüttenlandschaft vermittelte.
Zugang zur Hütte und zur Kunst
Wie HKM-Geschäftsführer Dr. Wolfgang Bohnstedt bei der Ausstellungseröffnung am 8. Mai 2004
erklärte, handelt es sich denn auch nur scheinbar um verschiedene Welten. "Die Begeisterung
für die Hütte gilt nicht nur für uns, die wir hier arbeiten, sondern auch für andere Menschen,
die sich der ausstrahlenden Faszination nicht entziehen können." In diesem Sinne hätten die Künstler
aus ihren eigenen Blickwinkeln, mit ihren Eindrücken und Gefühlen Zugang zur Hütte und zum Werkstoff
Stahl gesucht und gefunden. Die Ausstellung präsentiere diesen auf vielfältige Weise erlebten Zugang
nun in Form von Kunst. "Dies soll nun uns dazu zwingen, unsererseits einen Zugang zur Kunst zu suchen
und nach Möglichkeit zu finden", so Dr. Bohnstedt. Wem dies gelänge, der könne über die Kunst wiederum
einen Zugang zu sich selbst erleben.
Idee vor zwei Jahren entstanden
Auslöser für die Zusammenarbeit von Kunst und HKM waren vor mehr als zwei Jahren Gespräche im
Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers über die Stahlerzeugung und die dabei geäußerte
Bitte nach einer Werksbesichtigung. Als diese am 2. April 2002 stattfand, nahm daran auch der Künstler
Rüdiger Eichholtz teil. Inspiriert durch die faszinierende Industriekulisse hatte er die Idee, diese
Eindrücke in einem Kunstprojekt zu verarbeiten - gemeinsam mit den Künstlern: Christoph Damm, Jens
Peter Fuhse, Mirco Götz, Jürgen Heinrich, Kai Kluth, Johannes Maurer, Christian Roskothen-Swierzy und
Wolfgang A. Schlieszus. Unter Leitung von Rüdiger Eichholtz und unter tatkräftiger Mithilfe von Dieter
Kretschmer fand dann die eigentliche Zusammenarbeit von Kunst und Industrie statt, deren Ergebnisse jetzt
ausgestellt wurden.
Keine Illustration der Hütte
Nach Parallelen von Hütte und Kunst suchte bei der Eröffnung auch Kunsthistoriker und Publizist Klaus
Flemming. Und wurde fündig: "Mit HKM ist es wie mit der Kunst ? es gibt ein Werk, Arbeit und intensive
Auseinandersetzung." Die Künstler hätten dies aufgenommen und umgesetzt ? ohne Beschönigung und ohne
Pathos. "Präsentiert wird keine Illustration der Hütte, sondern Metaphern, Schnittstellen und Bruchstellen."
Natürlich ist das gezeigte Bild von der Hütte unzulänglich und stellt nur einen Teil von HKM dar, dafür
aber mit typischen Elementen. Die Faszination Feuer etwa wurde farblich in Bildern verarbeitet, aus
erkalteten Stahlblechen entstanden Skulpturen. In Stelen eingefügte Dias zeigen Kurz-Notizen oder Hinweise
von Mitarbeitern. Und belegen, dass die Hütte nicht menschenfremd oder menschenfeindlich ist. Aber:
"Die Werke sind Interpretationen, auf die man sich einlassen muss."
Mitarbeiter halfen Künstlern
Dieses "sich Einlassen" hatten einige HKM-Mitarbeiter bereits im Vorfeld der Ausstellung praktiziert.
Als sich nämlich die Künstler auf dem HKM-Gelände umsahen, nach Erklärungen verschiedener Prozesse
fragten sowie um Bleche und andere Werkstoffe für ihre Werke baten. Aus der zunächst belächelten
Begegnung der anderen Art erwuchs im Laufe von Wochen und Monaten ein gegenseitiges Verständnis,
wie Dieter Kretschmer erzählt. Der inzwischen pensionierte Betriebsleiter Kokerei muss es wissen.
Er begleitete die Künstler nicht nur bei ihren Gängen über das Werksgelände, sondern überbrückte auch
anfänglich vorhandene Berührungsängste. Und trug damit ganz wesentlich zur Realisierung der Ausstellung
"KunstWerk_HüttenWerk".
Aufwand hat sich gelohnt
Künstler und HKM-Mitarbeiter sind sich dabei nahe gekommen. Und so wurde denn auch am Tage nach der
Eröffnung eine Gruppe von Handwerkern und Meistern, die den Künstlern geholfen hatten, zu einer
persönlichen Führung durch die Ausstellung eingeladen. Auch alle andere Mitarbeiter hatten später
Gelegenheit zu solchen Führungen, erlebten "ihr" Hüttenwerk dabei aus einer ganz anderen Perspektive.
Kunst und Stahlerzeugung also zwei verschiedene Welten? - Vielleicht ja, vielleicht nein. Tatsache ist
allerdings, dass sich die beiden Welten bei HKM getroffen haben und aus dieser Begegnung etwas entstanden
ist. Allein das war den Aufwand schon wert.
HKM Kurier, 02/04
|