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FOTO: Klaus Dieker
Rheinische Post, 25. August 2015, Moers
Bassist Achim Tang ist in Moers ein immer wieder gern gesehener Gast. Er war Improviser in Residence.
Performance mit Stimme und Kontrabass
Das Kultur-Projekt "Stadt, Land, Fluss - Kultur" feierte am Sonntag seinen Moerser Höhepunkt im Seewerk Kapellen. Die litauische Sängerin Eglé Sirvydyté traf auf den Bassisten Achim Tang. Von Petra Riederer-Sitte
Zum dritten Mal in Folge bot das Seewerk in Kapellen dem Moerser Rüdiger Eichholtz eine Bühne für seine Kunst-Residenzen, in denen Künstler aus den Sparten Musik, Tanz, Performance, Bildende Kunst, Medienkunst und Installation mit Akteuren vom Niederrhein spannende Präsentationen zu einem Thema entwickeln. Auch das Kulturbüro der Stadt Moers, das Schlosstheater und die Musikschule hatten das diesjährige Projekt intensiv unterstützt. Am Finaltag der "litauischen Woche" bot die Matinee am Silbersee das spannende Aufeinandertreffen von Achim Tang, Moerser Improviser in Residence des Jahres 2011, mit der Residenzkünstlerin Eglé Sirvydyté sowie dem litauischen Trio "In albedo". "Wir werden eine unverstärkte, sich ergebende Improvisation mit Stimme, Kontrabass und Bewegung erleben. Mal sehen, was sich ergibt", erklärte Kurator Rüdiger Eichholtz vor der ersten Konzerthälfte. Erwartungsvoll verharrten die Besucher am Rand des Ausstellungsraums, nur zögerlich kamen einige Eglé Sirvydytés Aufforderung nach, mit den Künstlern umherzuwandeln, den Raum auszuloten, immer wieder neue Blickwinkel zu entdecken.
Als improvisierender Musiker, sagt Achim Tang, sei er "ständig als ganze Persönlichkeit gefordert, alle Aspekte spielen gleichermaßen eine Rolle. Je mehr es mir gelingt, ganz im (musikalischen) Moment zu sein, je weniger ich an konventionellen oder vorgefertigten Klangvorstellungen festhalte, desto stärker ist mein Kontakt zu mir selbst, zur Musik und zu meinen Mitmusikerinnen, und um so leichter wird es, dem Fluss der Musik zu folgen.
Bei der Performance im Seewerk-Ausstellungsraum, dessen Ambiente er als "wahnsinnig inspirierend" empfand, kam der Kontakt zur Mitmusikerin auf unterschiedlichen Ebenen zustande, in denen mal der Bass, mal die Stimme die Initiative ergriff und einen faszinierenden Dialog entwickelte aus Pizzicato und melancholischem Lied "That was the story!" Das musikalische Zusammenspiel wurde durch zwei Tänzerinnen ergänzt. Giedre Kalinauskiene aus Vilnius und Judith Lawrenz aus Dinslaken nahmen die Klänge auf und formten sie um in Bewegungen, die aus der Musik selbst zu kommen schienen.
Ein Wechsel aus fließenden Tanzbewegungen und rhythmischem Hüpfen, ein Hinstreben und sich wieder Entfernen, das in eine synchrone Ballettszene mündete. Aus dem Pas de deux wurde mit Eglé Sirvydyté ein Pas de trois, ein anmutiger Tanz zu sphärischen Bassklängen. Die Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit des improvisierten Zusammenspiels faszinierte die Zuschauer, die den Künstlern durch den Raum folgten. Völlig unbefangen gingen die jüngsten Besucher mit der Darbietung um: "Ich finde die Musik schön", versicherte die vierjährige Ida, "und wie die so tanzen und hüpfen auch."
Nach einer Pause ging es auf der halboffenen Bühne im unteren Bereich des Seewerks weiter mit "In albedo". Das junge Ensemble war zuvor eine Woche lang Platzhirsch im Lokal Harmonie. "We had a great time", strahlte Sängerin Leva Marija Baranauskaite. In der Matinee wollte das Trio die in der offenen Laborsituation neu entwickelten Stücke und Formate präsentieren, was sich als ebenso eigenwilliger wie spannender Gute-Laune-Mix aus Jazz, Pop, Trip Hop, Reggae, Psychedelic, Dub und mehr erwies, mit dem das Trio seinem Namen alle Ehre machte: "In Albedo" steht in der Alchemie für den Prozess der Verwandlung und der Reinigung. Die Verbindung von Klängen, die sich eigentlich nicht kombinieren lassen, begeisterte das Publikum. Viele fingen unter freiem Himmel an, sich im Rhythmus zu bewegen, völlig in die Musik versunken. Sommermusik am Silbersee - ein Symbol für die gelungene Zusammenarbeit von Kulturschaffenden zweier Städte.
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