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Das Publikum ist ganz nah dran. Pianistin Nadja Bulatovic (1.)
und Prof. Dr. Ute Büchter-Römer gestalten das Programm in Neukirchen-Vluyn.
Foto: Ulla Michels/FUNKE Foto Services

NRZ 24. Nov. 2019, Neukirchen-Vluyn

Im Fokus: Neukirchen-Vluyn und die Pariser Gesellschaft
KULTUR

Von Larissa Wettels

NEUKIRCHEN-VLUYN. Die Stadtbücherei und Kulturprojekte Niederrhein haben zur Konzertlesung eingeladen. Dabei ging's um George Sand, Frederic Chopin und die Liebe.

Die Schriftstellerin George Sand und der Komponist Frederic Chopin galten in der Pariser Gesellschaft als ungleiches Paar. Ihre Liebesbeziehung samt ihres künstlerischen Schaffens erscheint wie ein schillerndes Theaterstück. Wo lässt sich das Leben der beiden also besser Revue passieren lassen als auf der Bühne? Genau das Szenario hat die Stadtbücherei gewählt, die in Kooperation mit dem Verein ,,Kulturprojekte Niederrhein" zur Konzertlesung eingeladen hat.

Rüdiger Eichholtz, Vorsitzender des Kulturprojekte-Vereins, blickte zur Bühne. ,,Wir überbrücken die Distanz zwischen Publikum und Künstlern", sagte Eichholtz. Das Arrangement gelang perfekt: Auf der Bühne stand der schwarze Klavierflügel. Daneben ein Stuhl, ein Tisch und eine Lampe. Die Zuschauer staunten, als sie zu ihren Sitzplätzen gingen. Der Weg führte hoch auf die Bühne.

Die Pianistin und die Professorin bekamen viel Beifall

Als Pianistin Nadja Bulatovic mit Prof. Dr. Ute Büchter-Römer den Raum betrat, gab es großen Applaus. Bulatovic ist eine bekannte Pianistin aus Serbien. Sie hat ihr Klavierstudium an der Musikhochschule Novi Sad als beste Studentin des Jahrgangs abgeschlossen. Sie absolvierte Meisterkurse bei namhaften Pianisten in Köln und Wien. Durch Klavierabende in der Philharmonie Berlin sowie Konzertauftritte im WDR-Fernsehen erlangte sie weitere Berühmtheit.

Ute Büchter-Römer studierte Germanistik und Musik in Köln. Ihre Habilitation beschäftigte sich mit dem neuen Musiktheater. Ab 2004 arbeitete sie als Professorin an der Universität Köln und ist Verfasserin zahlreicher Biografien, etwa der Biografie von Fanny Mendelssohn-Hensel. ,,Heute schauen wir uns den Menschen hinter der Kunst an", sagte Büchter-Römer.

Die Liebe zur Kunst hat gesiegt

Sogleich begann das Musikspiel der Pianistin Bulatovic. Chopins „Nocturne", zu Deutsch „Nachtmusik", spielte sie in lebensfroher, tippelnder Leichtigkeit. Nicht so leicht ist es mit der Liebe, wie Büchter-Römer erzählte: ,,Chopin und Sand haben sich in Paris kennengelernt." Der 1810 in Polen geborene Chopin mochte keine Schriftstellerfrauen. Hinzu kam, dass die 1804 geborene Sand sich für Frauenrechte einsetzte. In ihrer Biografie „L'Histoire de ma vie" schrieb sie von frivol abgestempelten Frauen und ihren Theaterausflügen mit Anzug und Zigarre.

Mit einem Trick schaffte es Komponist Franz Liszt, Chopin und Sand zusammenzuführen: ,,Er lud Chopin zum Vorspielen ein und Sand war der Überraschungsgast", erzählte BüchterRömer. Chopin soll Komponist Hiller gefragt haben: ,,Ist George überhaupt eine Frau?" Die Liebe zur Kunst siegte am Ende.

Vom Publikum applaudierend gelobt klang Büchter-Römers lebhaft verlesenes Wort untermalt von Chopins Etüden und Walzern aus.

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