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Das Rednerpult, eine Skulptur im öffentlichen Raum, entstand im Rahmen des Projekts „sinNVoll“. Es gibt auch eine Internetseite. Foto: Olaf Reifegerste
RP Online 26. Nov. 2019, Neukirchen-Vluyn
Rednerpult fördert die Kommunikation
Kulturelle Bildung in Neukirchen-Vluyn
Von Olaf Reifegerste
Checkpoint Neukirchen-Vluyn: Schüler haben einen Ideenpool für die Stadt geschaffen. Ein erstes Ergebnis der gemeinsamen Arbeit ist eine Skulptur als Landmarke auf dem ehemaligen Zechengelände an der Niederrheinallee.
Angefangen mit dem Projekt „Checkpoints Neukirchen-Vluyn – Jugendliche brauchen Raum“, wie das Vorhaben offiziell heißt, hat die Stadtverwaltung in Neukirchen-Vluyn 2017, nachdem es im nordrhein-westfälischen Jülich zwei Jahre zuvor eine ähnliche Projektidee unter dem Titel „Checkpoints Jülich“ gab. Diese wurde durch das Förderprogramm „Werkstatt Vielfalt“ der „Robert Bosch Stiftung“ in Kooperation mit der „Stiftung Mitarbeit“ realisiert. Gestern nun wurde das Neukirchen-Vluyner Projekt der Öffentlichkeit im Rathaus vorgestellt
Auch wenn das „Vorbild Jülich“ nicht deckungsgleich auf Neukirchen-Vluyn zu übertragen war, die Philosophie des Fördergedankens war dieselbe: „Das NV-Projekt baut Brücken zwischen Lebenswelten und trägt zu einer lebendigen Nachbarschaft in der Stadt bei“, sagte Björn Götz-Lappe von der „Stiftung Mitarbeit“. Mit anderen Worten: Das hiesige Projekt fördert die Kommunikation in der Stadt und bringt Jugend und Stadtgesellschaft zueinander. „Das ist ein wichtiges Thema in dieser Stadt“, hob Bürgermeister Harald Lenßen hervor. Somit war das Projekt „Checkpoint Neukirchen-Vluyn“ geboren.
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INFO Der Projektleiter in Neukirchen-Vluyn
Rüdiger Eichholtz ist Bildender Künstler, Kunstpädagoge und Kunsttherapeut. Er gehörte zum Leitungsteam vom Projekt „Twins“ der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 für Moers und Duisburg. 2012 war er Gründungsmitglieds des Vereins „Lokal Harmonie“ in Ruhrort. Seit 2017 gehört er zum Team des Moers Festivals. Er gründete auch den Verein „Kulturprojekte Niederrhein“.
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Die Stadt übertrug das Projektmanagement an den Kulturbeauftragten der Stadt, Rüdiger Eichholtz, der seinerseits Kontakt zum Schulzentrum aufnahm und mit Lehrer Sinan Lafci fündig wurde. Dieser wiederum richtete zu Beginn des zweiten Schulhalbjahres 2018/2019 einen Gemeinschaftskurs „Darstellen und Gestalten“ für alle vier Schulformen des Schulzentrums ein. Mittlerweile arbeiten von ursprünglich 40 Schülern noch 15 an dem Projekt, die alle aus der Gesamtschule kommen. „Ziel des Projektes ist es“, erklärte Eichholtz, „das Lebensumfeld der Jugendlichen in Neukirchen-Vluyn zu verbessern. Mit ihrer Beteiligung an der ‚Werkstatt Vielfalt‘ besteht die Möglichkeit dazu. Sie setzen sich kreativ damit auseinander, was ihnen in der Stadt wichtig ist. Nur dann haben sie die Möglichkeit, etwas zu verändern.“
Begonnen wurde das Projekt mit einer Ideensammlung. Aus dieser ragte der Bau einer Skulptur als Landmarke heraus, die auf dem ehemaligen Zechengelände zwischen den Ortsteilen Neukirchen und Vluyn ihren Platz finden sollte. Doch das allein war den Jugendlichen zu wenig. Sie wollten die analoge Welt um die digitale erweitern. Also kam die Idee zur Entwicklung einer Website zur Kommunikation von Ideen und Bedürfnissen als Vorschlag. Dieser wurde im Zusammenspiel zwischen den Jugendlichen und der Duisburger Agentur für Webdesign und Mediengestaltung „mediaDEVICE“ entwickelt.
Anfang September stand schließlich die Skulptur in Form eines übergroßen Rednerpultes. Gestern nun wurde öffentlichkeitswirksam die betreffende Website www.sinVVoll.info freigeschaltet. Grund zum Feiern gibt es mit dem Projekt „sinNVolle Party“ am 20. Dezember. Doch zuvor wird noch an verschiedensten Ideenrealisationen gearbeitet: Dazu gehört das Projekt „Akuter Bänkemangel“ von Greta Kerkes und Emmely Schlagner ebenso wie das Projekt „Kino mal anders“ von Maren Höfer und Sophia Laub oder das Projekt „Fairtrade-Karte“ von Tom, Luca & Timothy.
Jenßen: „Dieses Projekt ist für mich die bessere Idee, Wünschen und Bedürfnissen von Jugendlichen nachzugehen, als Jugendparlamente für diesen Zweck zu gründen. Es wird zwar nur langsam wachsen, aber dafür von unten.“
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