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Foto: Klaus Dieker

Von Petra Riederer - Sitte

Kostbares aus der Kultur

Zum dritten Mal öffnete der Moerser Künstler Rüdiger Eichholtz
die "Schmuckschachtel": Im Fördermaschinengebäude Rheinpreußen
Schacht IV stellte er ein spannendes, überraschendes,
irritierendes -- kurzum ein bewegendes Programm mit Musik,
Texten, Performances und Film vor.

MOERS Umrahmt von den starken Kontrasten zwischen Drehstrom-Antriebsmotor, Ilgner-Schwungrad und Erregermaschine auf der einen und den farbintensiven Bildern von Olga Bohnsack und Roxane Maurer, den kraftvollen Holzskulpturen von Hélène Gauthier und den Herz-Siegeln von Sabine Schellhorn, die das Rotationsprinzip der Förderräder aufgreifen und neu beleben andererseits, zeigen die Schmuckstücke sich von ihrer besten Seite. Freundliches Glöckchengeklingel eröffnet das Programm, mit einer Berührung begrüßt der Sänger und Liedermacher Tom Liwa jeden Besucher persönlich, bevor er den musikalischen Dialog mit dem Cellisten Wolfgang Sellner aufnimmt: ein faszinierendes Gemisch aus sanften, sphärisch anmutenden Klängen und herben, fast scharfen Tönen, die das Instrument mitunter kaum noch erahnen lassen.

Pott-Poesie

Vom Duo wandern die Besucher zum Solo mit Chapman Stick, einem elektrisch bundierten Saiteninstrument, das nur aus einem großen Griffbrett mit Saiten sowie Induktions-Tonabnehmern besteht. Souverän führt der Gitarrist Stefan Huth vor, welche klanglichen Möglichkeiten in dem Instrument stecken, von dem es in Deutschland nur rund 100 Exemplare gibt. Nach dieser Rarität wird die Besuchergruppe nach unten geführt, Richtung "Strecke und Streb", wo sie von Pott-Poesie empfangen wird: "Das Reh am Waldesrand zart äugend sieht den Förderturm. Die Ruhe riecht nach Ruß...", gefolgt von der rabenschwarzen Story über Tom, "loosing his mind, horrible". Eine brandneue, packende Geschichte von Filipo Fiori aus Liverpool über einen Mann, der sich selbst bestraft und doch niemals frei sein kann. Aus der gedrückten Stimmung führt "Bergmann" Max Bilitza die Gruppe in sein Labyrinth, eine Installation mit Textauszügen aus T.S. Eliots Langgedicht "Das wüste Land". Das Felsenbildniss geht über in Steinwüste. Die Nymphen fliehen -- und mit ihnen die Besucher, die zum Ausgangspunkt ihres Rundgangs zurückkehren, wo sie vom Duo Liwa-Sellner mit phantasievollen Improvisationen verabschiedet werden.

Magical Mystery Ruhr Tour

"So", sagt Rüdiger Eichholtz. "Das war's -- für heute." Denn Schmuckschachtel 3 war quasi ein Vorprogramm für die "Magical Mystery Ruhr Tour", einer Aktionswoche im September, bei der entlang einer Achse des Schrägen und Skurrilen Kulturschaffende aus den drei Städten Moers/Maisons-Alfort/Knowsley das "andere Ruhrgebiet" entdecken. Höhepunkt wird am 19. September ein Konzert auf der Halde Rheinpreußen sein, im Schein des Geleuchts.

Rheinische Post 01.06.2010

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