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Foto: Klaus Dieker

Von Anja Katzke

*Ein Herz für die Kohle*

Zum 6. Mal öffnet sich das Industriedenkmal Rheinpreußen Schacht
IV für die Kunst. Rüdiger Eichholtz präsentiert ab Sonntag, 25.
April, acht Künstler aus drei Ländern im Fördermaschinengebäude.
Der Titel lautet "Herz-Schacht".

moers Der Titel zur neuen Ausstellung im Fördermaschinengebäude kommt nicht von ungefähr: Mitten im Kulturhauptstadtsjahr und kurz vor der Moerser Local Heroes-Woche vom 16. bis zum 22. Mai entschied sich Rüdiger Eichholtz, Kurator der Ausstellung und Leiter der Moerser Twins-Projekte im Rahmen der Ruhr 2010, bewusst dafür, die Arbeitswelt des Bergbaus und natürlich das historischen Gebäudes selbst zum Mittelpunkt der Ausstellung zu machen. Unter dem Titel "Herz-Schacht" zeigt die Präsentation eine spannende Auseinandersetzung mit dem Thema.

Künstler aus Frankreich

André Schweers, der in Moers bekannteste der acht Künstler aus drei Ländern, bezieht sich deutlich auf die Geschichte und Bedeutung des Ausstellungsortes. Seine Installation beschäftigt sich mit der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin aller Bergleute. "Barbaras Bote" heißt eine Arbeit, die Schweers der Ausstellung zur Verfügung stellt. Zu sehen ist ein weiblicher Torso mit weißen Federn. Eine andere Installation zeigt Seife in einem Korb aus Metall und Kohlenstaub in einer Schale. Eingeladen ist auch die Hamburger Künstlerin Claudia Behling, die sich ebenfalls mit der Arbeitswelt der Bergleute befasst hat. Sie zeigt Textinstallationen, die sie auf weißen Wandfliesen inszeniert. Die Texte erzählen von der Welt unter Tage, wo die Kohle rausgeholt wird. Farbe ins Spiel bringen die Arbeiten von Olga Bohnsack, die eine Auswahl an Acryl auf Leinwand präsentieren wird. Sie strotzen nur so vor lauter Farbe und Dynamik nur so strotzen.

Hélène Gauthier gehört zu den französischen Botschaftern, die Rüdiger Eichholtz ins Industriedenkmal eingeladen hat -- als Vorgeschmack der Twins-Projekte, die in Moers an der VHS angesiedelt sind und auf dem Austausch mit den Partnerstädten basieren. Gauthier spielt mit der Natur: Sie hat Säulen und Blöcke aus Holz zu weichen, zuweilen weiblichen Formen bearbeitet. Ebenfalls aus Frankreich kommt die Künstlerin Roxane Maurer, deren Arbeiten sich laut Ausstellungskatalog mit Fragen des Schreibens und der Identität befassen. Die Fotos, die sie zeigt, wirken auf den ersten Blick nicht als solche, sondern wie farbenfrohe Graffiti. "Ihre Technik wurde durch einen kreativen Zwiespalt zwischen Malerei und Fotografie ins Leben gerufen", schreibt Rüdiger Eichholtz im Katalog, der zur Ausstellung erscheint. Jens Peters malt auf Jute und Leinwand ungegenständliche Flächen, die an Landkarten erinnern. Gespannt dürfen die Besucher auf seine bis zu vier Meter länglichen Formate sein. Der Düsseldorfer Künstler Johannes Rudel präsentiert im Schacht IV Bildobjekte, fotografische und collagierte Abbilder von Industriekomplexen, Stadtlandschaften, Schriftzeichen und Schildern.

Katalog im Internet

Die achte Künstlerin, deren Werke ab dem 25. April, im Industriedenkmal zu sehen sind, ist Sabine Schellhorn. Laut Rüdiger Eichholtz entwickelte sie in Korrespondenz mit den Räumen des Fördermaschinengebäudes, insbesondere den Bodenfliesen, und dem Thema der Ausstellung Herz-Siegel in Grün -- und zwar als Boden- und Wandarbeiten. Wer neugierig geworden ist, kann sich die Exponate im Online-Katalog schon vor der Ausstellungseröffnung anschauen.

zur Ausstellung

Rheinische Post 09.04.2010

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