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An einem spiegelblanken Flügel spielte Julia Hülsmann ihr Solo-Konzert
in der Sparkasse-Filiale an der Poststraße 10.
Foto: Foto: Christoph Reichwein (crei)

Rheinische Post, 7. Dez. 2018, Neukirchen-Vluyn

Ein blitzblanker Flügel stand in der Sparkasse
an der Poststraße in Neukirchen-Vluyn

Pianistin Julia Hülsmann im Jazz-Dialog mit den Zuhörern

NEUKIRCHEN-VLUYN Der Auftakt zur Niederrheintour in der Sparkasse an der Poststraße war eines ihrer besten Konzerte bisher. Am Sonntag spielt sie in Kamp-Lintfort und Moers

Von Peter Gottschlich

Vor dem Stück „Der Mund“ erzählte Julia Hülsmann, sie liebe musikalisch den Dialog, den Austausch mit den anderen. Deshalb habe sie lange Zeit nur Konzerte mit anderen Musikern gespielt. Erst als sie 2014 „improviser in residence“ in Moers geworden sei, habe sie ihren ersten Soloabend gegeben. „Aber es ist kein Soloabend“, sagte die Jazzpianistin bei ihrem ersten Konzert ihrer Niederrheintour, das gleichzeitig das letzte Konzert der Reihe „Konzerte an den besonderen Orten“ war. „Ich nehme die Menschen im Raum stärker wahr. Ich erspüre ein wenig ihre Gedanken. Damit ist es ein Dialog, ein Austausch. Ich genieße diesen Moment. Dann kann ich entscheiden, wohin ich gehe.“

So nahm sie die Menschen im Raum mit, von denen am Donnerstagabend 20 in die „Kassenhalle der Sparkasse“ gekommen waren, wo Sparkassenvorstand Bernd Zibell sie begrüßte. Zwischen ihnen und der „Lyrikerin des deutschen Jazz“, wie sie schon einmal genannt wird, entwickelte sich ein intimer musikalischer Dialog, weil sie ganz dem Spiel der Wahlberlinerin verfielen, von denen die meisten sie bereits aus ihrer Moerser Zeit vor gut vier Jahren kannten. Sie hörten fast meditativ zu, klatschten mit ihren Händen und trugen mit ihren Augen die Jazzpianistin, die so auf einem Yamaha-Flügel eines ihrer besten Solokonzerte ihrer Karriere gab.

Sie trug in ihren Stücken, die musikalischen Gedichten gleichen, das Leben vor. Sie erzählte von der Liebe, vom Spiel und Glück sowie von der Trauer, zum Beispiel mit „Walzer“, „Spiel“ und „Streiflicht“ sowie „Same Girl“ von Randy Newman. Dabei verband sie das Schlichte mit dem Schönen, zeigte ihren Sinn für Klangfarben und Nuancen, während sie virtuos spielte und ganz in die Musik versank. Als Zugabe gab sie „Merry Christmas“ von John Lennon und Yoko Ono in ihrer ganz eigenen jazzigen Version. Tosender Applaus und persönliche Gratulationen der 20 Menschen folgten, die mit ihr in einen intimen Dialog getreten waren.

Die Niederrheintour von Julia Hülsmann umfasst sechs Konzerte. Am heutigen Abend, 20 Uhr, tritt sich im Lokal Harmonie, Harmoniestraße im Duisburger Stadtteil Ruhrort, mit drei anderen „improvisern in residence“ in einen Dialog: Kontrabassist Achim Tang, Trompeter John Dennis Renke und Flötistin Josephine Bode.

Morgen, am Sonntag, spielt sie um 11 Uhr in der Galerie Schürmann in Kamp-Lintfort und um 19 Uhr im Café Lyzeum am Hanns-Albeck-Platz in Moers.

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