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Acht Stellungnahmen zum Thema Mensch

Von Janina Schulze

Wie Gnome wirken die kleinen weißen Polyesterfiguren auf dem großen Rad, der sogenannten Treibscheibe. Ihre zarte Struktur hebt sich eindrucksvoll vom Metall ab und führt dem Betrachter vor Augen, wie gut Industrie und Kunst harmonieren können. Der „Mann mit Aktentasche“ verschwindet gar in seiner Umgebung. Beinahe, denn wenn man genau hinsieht, erkennt man die menschliche Figur ganz oben auf dem Rad.

Zu einer Sonderführung lud der bildende Künstler Rüdiger Eichholtz am Sonntag in das Museum Schacht IV ein. Die Ausstellung „reality I_schacht IV“ läuft schon seit Ende April und ist noch bis zum 28. Juni zu sehen. Acht Künstler stellen im alten Gebäude ihre Arbeiten zum Thema „Menschen“ aus. Insgesamt umfasst die Ausstellung ca. 100 Kunstwerke.

Teils wurden die Darstellungen bewusst verfremdet, teils wird mit Facetten und Farben gespielt. Es gibt einen eher ruhigen Raum, in dem die Bilder sich in die Umgebung einfügen und dann einen Raum für die knalligen Werke. Wer die Stufen in den Keller hinabsteigt, findet weitere Videoinstallationen, wie die Abfilmung der Entwicklung eines Polaroids oder aber die Bronzefiguren, zu denen auch das „Sonnenrad“ ganz am Ende des Ganges gehört. Bunter arbeitet Mark Krause. Seine psychedelisch-farbig anmutenden Bilder zeigen Menschen, Affen und Mischwesen, die allesamt genießen.
Die „Metamorphosen“ von Petra Dreier und Michael Hanousek verstören. über die menschlichen Gesichter legt sich etwas dämonisches, surreale Verzerrungen und lassen den Betrachter innehalten. Die Arbeiten von Sven Runge lassen sich wie ein Puzzle beliebig miteinander kombinieren. Je nach Ausstellungsraum tragen sie andere Titel und finden sich in immer neuer Zusammenstellung wieder.
„Der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein war von Anfang an dabei“, erzählt Eichholtz. Als neuer Sponsor sei in diesem Jahr die Kulturstiftung der Sparkasse am Niederrhein eingesprungen. Ihm sei es wichtig, den Raum der alten Zeche Franz Haniel zu nutzen. Im Moment seien noch viele Bergleute im Einsatz und mit Leidenschaft dabei, doch es müssten Nachfolger gefunden werden, um den Raum auch weiterhin zu nutzen. Eichholtz verweist auf die Umgebung, in der die Ausstellung stattfindet. Ausstellungen und erste Kultur - Events locken und senken die Schwelle, die bis dahin noch meist aus der Ferne betrachteten Industriegebäude zu betreten.

Rheinische Post, 22.06.2009

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