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von Julian Lamers

Die Suche nach Inspiration

Auf der Magical-Mystery-Ruhr-Tour erkunden internationale Künstler das Ruhrgebiet – und schaffen ein kulturelles Netzwerk.

Moers. „Hier geht es um Kultur”: Besser hätte es Bürgermeister Norbert Ballhaus in seiner Rede in der Maschinenhalle des Industriemuseums Schacht IV in Moers wohl kaum formulieren können. Denn was folgte, war ein buntes Programm aus Musik, Theater und Tanz, aufgeführt von verschiedenen Künstlern aus den Moerser Partnerstädten Maisons-Alfort in Frankreich und Knowsley in England wie auch aus dem Ruhrgebiet.

Nach der offiziellen Begrüßung ließ die bereits angedeutete Kultur auch nicht lange auf sich warten. So ging es los mit rührenden Geschichten von Mäusen, die ein Piratenschiff kapern und es in ein Traumschiff umwandeln, pazifischen Fröschen und ungeschickten Haien, liebevoll erzählt von dem Songschreiber Tom Liwa. Ihm folgten musikalische Einlagen an Klavier und Cello, ein von der Gitarre begleiteter Buthotänzer, in schlichten Weißkitteln aufgeführtes Tanztheater sowie eine weiß maskierte Damenrunde. Komisch? Sagen wir einfach: experimentell.

Auch an ungewöhnlichen Orten

Im Rahmen der Kulturhauptstadt 2010 startete das Twins-Projekt mit dieser Veranstaltung zwischen den großen alten Maschinen in seine Hochphase, die Magical-Mystery-Ruhr-Tour. Fungieren soll das gesamte Projekt als Basis für Austausch und Inspiration zwischen Künstlern unterschiedlicher Herkunft. Die Inspiration wollen die heimischen Kunstschaffenden und die Gäste aus den Partnerstädten an ungewöhnlichen Orten finden. So werden in der kommenden Woche vom 12. bis zum 19. September Kulturveranstaltungen an Orten wie beispielsweise auf der Rheinfähre Orsoy/Walsum oder an der Ruine „Haus Tervoort” in Moers stattfinden. Ob Tanz oder Theater, Musik oder Poesie: Der Kunst ist bei diesem Aufbegehren der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Hier soll der künstlerische Prozess sichtbar gemacht werden. Nicht zuletzt trägt der gemeinsame internationale Schaffensprozess auch zur Bildung eines europäischen Netzwerkes von Künstlern und Kulturschaffenden bei.

Bei soviel kulturellem Aufwind stellt sich natürlich die Frage, wie es denn nach dem Jahr der Kulturhauptstadt 2010 mit alledem weitergehen soll. Können solche Projekte langfristig aufrecht erhalten werden? Ballhaus weiß die Antwort: „Die Kulturhauptstadt ist nicht zu Ende. Sie geht weiter und belebt den europäischen Gedanken.”

NRZ: 14.9.2010