Foto: Klaus Dieker von Anja Katzke Dialog im Schacht Das Industriedenkmal Schacht IV Rheinpreußen öffnet sich am Wochenende wieder für die Kunst. Zum siebten Mal in Folge kuratiert der Moerser Künstler Rüdiger Eichholtz eine Ausstellung im Fördermaschinengebäude. Moers. Vier junge Künstler mit Wurzeln im Iran, in Israel, in der Türkei und in Tunesien bringen die internationale Kunst ins Fördermaschinengebäude am Schacht IV des ehemaligen Bergwerks Rheinpreußen. Mehr noch: Vor dem Hintergrund der Umwälzungen in der arabischen Welt ist die Frühjahrsausstellung, mit der der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in die museale Saison startet, aktueller denn je. Künstlerin Sonja Said, die in Tunis lebt und selbst vor dem dortigen Innenministerium demonstriert hatte, wird am Sonntag, 8. Mai, ab 14 Uhr, von der Revolution in Tunesien erzählen. Moderation und Übersetzung übernimmt der frühere Schlosstheater-Intendant Rupert J. Seidl, der die Künstlerin auf einer Gastspielreise des Theaters an der Ruhr in Tunesien kennengelernt hatte. Die siebte Frühjahrsausstellung im Schacht IV kuratiert der Moerser Künstler Rüdiger Eichholtz. Sie steht unter dem Titel „Dialog_Schacht“ und wird von der VHS unterstützt. Ohne gemeinsames Konzept Die ausstellenden Künstler sind neben Sonia Said, Kurosh Valizadeh, der 1956 im Iran geboren wurde und heute in Bremen lebt, die Israelin Ora Avital, die in Mönchengladbach lebt, und Nesrin Tanc aus Istanbul. Sie wurde in Duisburg geboren. Die Ausstellung im Schacht IV ermöglicht eine Begegnung von Künstlern, die an vielen Orten dieser Welt politisch noch heute so undenkbar wäre. Und das macht den Reiz dieser Vierer-Begegnung aus. Im Fördermaschinengebäude setzen sie ihre „aktuellen Arbeiten in einen künstlerischen Bezug zueinander, wobei sie allerdings keinem gemeinsamen Thema oder einem verbindlichen Konzept folgen“, so Rupert J. Seidl in einem Grußwort zur Ausstellung. Jeder der Vier präsentiert sich mit seiner eigenen Form des künstlerischen Ausdrucks. In den Zeichnungen, Objekten, Bildern der israelischen Künstlerin Ora Avital finden sich immer wieder die Grundelemente Linien, Kreise, Quadrate, aber auch Punkte, die wirken, als seien sie miteinander verbunden, verwoben und verkettet wie „in einer unendlichen Folge des gleichen Motivs“. „Es geht um die Wiederholung auch in der Zeit, wobei ich mit Bildern und Objekten, aber auch mit Farben und Materialien spiele.“ Wirkung erzielen nicht nur farbige, aufeinandergestapelte Bauklötze, sondern auch ihre Acryl-Punkte auf Plexiglas. Fäden spielen in den Bildern von Sonia Said eine große Rolle, die ihrem Werk den Titel „Fragmente eines hängenden Diskurses“ gab. Sie schafft ein Universum aus Fäden, gibt ihm in ihren Bildern einen Rahmen und überlässt es dem Betrachter, seinen Assoziationen freien Lauf zu lassen. Nesrin Tanc thematisiert in ihren Arbeiten das Leben als „Nicht-Bio-Deutsche“ in Deutschland - als eine Reaktion auf Sarrazins Buch. In ihrem Video und ihrer Installation geht es unter anderem um Begriffe, die als Kategorisierung und Normung von Nicht-Deutschen seit 1945 verwendet werden. Kurosh Valizadeh präsentiert auf Schacht IV Zeichnungen auf Alu Dibond unter dem Titel „Metamorphosen“. Rheinische Post, 06.05.2011 |