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Karoline Zernyte, Ronnie Waldmann, Irina Stegt und Achim Tang (v. I.) bilden die Reconnection, die Rüdiger Eichholtz (r.) initiiert hat Foto: Erwin Pottgiesser
WAZ, 18. Sept. 2018, Neukirchen-Vluyn
Verbotenes zum Nachdenken
Mit Kontrabass, Saxophon, Gesang und Bewegung auf der Suche nach neuen Ansätzen
Von Sara Schurmann
Neukirchen-Vluyn. Verbote können sinnvoll, aufregend oder überflüssig sein. Weil jeder damit ganz eigene Erfahrungen verbindet, versuchen Musiker und Tänzerinnen das Phänomen des Verbots am kommenden Freitag in der Aula der Musikschule/ VHS ästhetisch umzusetzen und so dem Publikum Raum zum Nachdenken zu bieten.
Im Rahmen der Muziek Biennale 2018 hat Rüdiger Eichholtz das Projekt Reconnection ins Leben gerufen. Die Idee dazu war ihm mit Blick auf die momentane Situation in Litauen gekommen. „Es gab ein starkes israelisches Leben in Vilnius, aber während der sowjetischen Periode durfte darüber nicht geredet werden", erzählt Eichholtz. So wisse die heutige Jugend kaum etwas über dieses Kapitel des Landes. „Wir wollen hier aktuelle israelische Impulse als Startpunkt nutzen, um eine Wie-deranbindung zu schaffen/'
Ein Abend voller Improvisation
Vor wenigen Tagen trafen sich die drei Musiker sowie drei Tänzerinnen vom Niederrhein, aus Litauen und Israel das erste Mal. „Wir machen aus der Not eine Tugend", sagt Achim Tang, der Kontrabass spielt.
Zwar hätten sich alle Beteiligten bereits zuvor über E-Mails ausgetauscht, dennoch könne so keine ganze Choreographie entstehen. Improvisation lautet das Lösungswort.
„Man weiß nie, was als nächstes passieren wird", erklärt Karolina Zernyte, die als ausgebildete Schauspielerin häufig Performances aufführt. „Wir sind alle sehr konzentriert im Hier und Jetzt." So könne sich eine Geschichte entwickeln, die jedoch auf jeden Zuschauer ganz anders wirke. „Das kann alles vielleicht auch mal verrückt aussehen", fügt die Tänzerin Irina Stegt hinzu.
So kommen Kontrabass, Saxophon, Gesang und Bewegungselemente auf ungewöhnliche Weise zusammen, um über das historische Verbot in Litauen hinaus neue Anreize zur Auseinandersetzung mit dem Thema Verbote zu liefern. Damit die Zuschauer sich jedoch nicht ganz allein gelassen fühlen, besteht im Anschluss Zeit zum Austausch mit den Künstlern. Dann darf jeder selbst erzählen, welche Gedanken ihm zu Verboten gekommen sind.
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