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Experimentell: Künstlergruppe Reconnection in der Musikschule. Foto: Arnulf Stoffel
WAZ, 23. Sept. 2018, Neukirchen-Vluyn
Musik-Biennale Niederrhein zu Gast in Neukirchen-Vluyn
Neukirchen-Vluyn.Performance-Künstler aus der Region, aus Israel und aus Litauen präsentieren in der Musikschule das moderne Tanztheater Reconnection
Reiner Becker
Im Rahmen der 6. Musik-Biennale Niederrhein war am Freitag im Saal der Musikschule Neukirchen-Vluyn ein experimentell-modernes Tanztheater zu Gast. Unter dem Titel „Reconnection“ (Wiederanbindung) versuchten sechs Performance-Künstler aus der Region, aus Israel und aus Litauen eine Verbindung zwischen der in Vergessenheit geratenen, großen jüdischen Tradition in Litauen und aktuellen israelischen Kulturimpulsen herzustellen.
"Nicht historisch plakativ, sondern als eine künstlerisch-abstrakte Annäherung an das Thema“, erklärte Kurator Rüdiger Eichholtz das aus den Städtepartnerschaften Duisburg-Vilnius und Moers-Ramla entstandene Projekt. Gemeinsam mit den Musikern Achim Tang (Kontrabass) und André Meisner (Saxofon) boten die Tänzerinnen Samirah Al-Amrie, Irina Stegt, Ronnie Waldmann (Israel) und Karolina Žernyte (Litauen) eine fantasievolle Performance aus kreativer Choreographie mit improvisierten Klang-, Musik- und Textelementen. Interpretierte man die verschlungenen Tanzfiguren richtig, war die „Reconnection“ ein ziemlich schwieriges Unterfangen
Die Musik leistet nur sparsam Hilfestellung
Zumal es keine gemeinsame oder überhaupt eine Sprache gab, die Musik nur sparsam Hilfestellung leistete und es zudem das Überthema der Biennale, „Verboten“, zu berücksichtigen galt. Doch am Ende fanden alle bei einer Hochzeitsfeier und beim gemeinsamen Würfelspiel doch zusammen: „Für uns ist die Wiederanbindung schon deshalb gelungen, weil sich hier Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen mit einem besonderen Hintergrund zusammengefunden und ganz spannende Sachen erfahren haben“, berichtete Achim Tang über die umfangreichen Vorarbeiten und die Proben.
„Wir waren selbst ganz überrascht, was dabei herausgekommen ist“, bestätigte Tänzerin und Klang-Virtuosin Samirah Al-Amrie. „Die Wahrheit bedeutet, dass sie von Ort zu Ort verstoßen wird und deshalb immer weiter wandern muss“, brachte die Off-Stimme von Rupert Seidl am Schluss auch vorherige Sprachfetzen wieder zu einem verständlichen Satz zusammen. „Man muss ja nicht alles verstehen, Hauptsache, es berührt mich irgendwo und die Fantasie wird angeregt“, zog eine Besucherin ein positives Resümee. Dem Ziel, das Thema verstärkt ins öffentliche Bewusstsein zu bringen, ist man am Freitag allerdings nicht viel näher gekommen: Nur knapp 20 Besucher hatten den Weg in die Musikschule gefunden.
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