82.500 Euro zur Identifikationsfindung

Ministerin Ina Scharrenbach (2.v.r.) überreicht den Zuwendungsbescheid an Bürgermeister Harald Lenßen (r.). Ulrike Reichelt und Rüdiger Eichholtz zeigen unter anderem das Häkelset. Foto: Stadt Neukirchen-Vluyn

RP Online 02. Feb. 2020, Neukirchen-Vluyn

82.500 Euro zur Identifikationsfindung
Kulturelle Bildung in Neukirchen-Vluyn

Neukirchen-Vluyn Neukirchen-Vluyn erhält eine Projekt-Förderung des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung. Eine Kreativitätswerkstatt soll der „Bindestrich-Stadt“ helfen, ihre Identität zu stärken.

(RP) Neukirchen-Vluyn ist eine „Bindestrich-Stadt“: Zwei traditionelle Ortskerne, zwei Identitäten und mitunter ein konkurrierendes Denken prägen die Stadt. Doch sie wächst zusammen: Die ehemalige Zeche Niederberg verbindet als Quartier Dicksche Heide die Ortsteile und lässt Neukirchen-Vluyn städteräumlich eins werden. Doch was bedeutet das für die Identität von Neukirchen-Vluyn? Wofür steht die Stadt, was macht sie aus? Das soll mit dem Projekt „Land der Flunen – Fäden der Vergangenheit – Eine Kreativitätswerkstatt zur gemeinsamen Identifikationsfindung“ ergründet werden.

Am Donnerstag kam NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach nach Neukirchen-Vluyn, um den Zuwendungsbescheid zu überreichen. Das Projekt wird mit 82.500 Euro in den Jahren 2020 und 2021 gefördert. Ministerin Scharrenbach: „Das Spannende an Heimat ist die Verbindung von Tradition und Moderne.“ Ihr Ministerium hat im Heimat-Förderprogramm fünf Formate aufgelegt, die Kommunen, Vereine oder andere nutzen können. Zum Neukirchen-Vluyner Antrag sagte sie: „Er ist gedacht und durchdacht. Man überlegt zusammen: Was macht einen aus? Ich bin gespannt auf die Ergebnisse.“


INFO Flachsfeld-Projekt: helfen und mithäkeln Arbeitsmaterial
Da das Flachsfeld-Projekt ambitioniert ist, sind alle Interessierten aufgerufen, den rund 25 Damen der Dorfmasche zu helfen und mitzuhäkeln: Wolle, Häkelnadel und Anleitung können bei der Dorfmasche (donnerstags, 14-17 Uhr, Projektzimmer Hochstraße 1m), in der Stadtbücherei (Missionshof 5) oder im Stadtmarketing im Rathaus (Hans-Böckler-Straße 26, Raum 244 oder 246) zu den üblichen Öffnungszeiten abgeholt werden.


„Für uns ist die Heimat-Werkstatt eine tolle Möglichkeit, Stadtentwicklung erlebbar zu machen“, sagte Bürgermeister Harald Lenßen. „Eine solche geht über die städtebaulichen Aspekte hinaus. Wir in der Stadtverwaltung haben eine Sicht auf die Stadt, die Bürgerinnen und Bürger haben vielleicht ganz andere Perspektiven. Ich freue mich daher auf den Austausch und die Konkretisierung dessen, was Neukirchen-Vluyn in den Augen seiner Menschen ausmacht!“

Ulrike Reichelt, Leiterin des Amts für Wirtschaftsförderung, Öffentlichkeitsarbeit und Liegenschaften, erläutert die Einbettung der Kreativitätswerkstatt: „Uns war es wichtig, die Meinungen der Bürgerinnen und Bürger in das Stadtentwicklungskonzept einzubeziehen. Das Konzept wird in diesem Jahr in Auftrag gegeben. Darin soll es nicht nur um städtebauliche Fragen, sondern auch um Aspekte wie Kultur- und Sozialräume gehen. Das Gefühl, die Atmosphäre in Neukirchen-Vluyn sollen aufgegriffen werden, um künftige Planungen daran entlang entwickeln zu können.“

Dazu wird es insgesamt drei Veranstaltungen geben: mit Jugendlichen des Schulzentrums, mit einer für alle Interessierten offenen Veranstaltung „Stadtgespräch“ in Kooperation mit der VHS und beim Nachbarschaftstag im Quartier Dicksche Heide im Mai.

Begleitet werden diese Veranstaltungen durch sogenannte künstlerische Interventionen. Dazu erläutert Rüdiger Eichholtz, Kulturbeauftragter der Stadt Neukirchen-Vluyn: „Wir wollen durch temporäre Kunstwerke Elemente der Stadtentwicklung aufdecken und zur Diskussion anregen. Wasser in Form von Flunen als geologische Prägung und Namensgeber, Flachs als Teil der Textilindustrie und der Bergbau werden dabei im Fokus stehen. Externe Künstlerinnen und Künstler werden wir einladen, sich kreativ mit unserer Stadt auseinanderzusetzen.“

Die Ergebnisse sollen in Form einer Kunstroute zugänglich gemacht werden und so wieder zur Reflexion anregen. Eine Station dabei wird ein Flachsblütenfeld sein – aus Wolle gehäkelt. Die Neukirchener Dorfmasche ist schon fleißig und arbeitet derzeit an den 10.000 Blüten, die es für ein ansehnliches Feld braucht. Ab April soll es „gepflanzt“ sein. Der Clou: Für jede Blüte, die entsteht, wird die Stadtverwaltung in der nächsten Pflanzsaison eine Blumenzwiebel pflanzen. So ist die gestrickte Blütenpracht symbolisch auch im nächsten Jahr eine Freude fürs Auge.