Abisko Lights brachten coolen Jazz mit einem Hauch von Berlin nach Rheinberg. Foto: Veranstalter
RP ONLINE, 13. Sept. 2019, Rheinberg
Cooler Jazz aus Berlin in der Alten Kellnerei
Jazz an besonderen Orten
Rheinberg. Viel Beifall für „Abisko Lights" um den Pianisten Dirk Flatau. Veranstalter hofft auf Fortsetzung der Reihe „an besonderen Orten".
Von Alexander Florie-Albrecht
Bereits zum dritten Mal richtete der Verein „Kulturprojekte Niederrhein" im Rahmen der Reihe „Jazz an besonderen Orten" in diesem Jahr ein Konzert aus. Diesmal war die Wahl von Rüdiger Eichholtz auf die „Alte Kellnerei" gefallen. ,,Der Raum ist für diese Art Musik ideal", so der Organisator. Damit sollte er recht behalten.
Gekommen war die Berliner Formation „Abisko Lights" um den Pianisten Dirk Flatau, der seit 2015 mit Hannes Daerr (Bassklarinette, Glockenspiel), Tabea Schrenk (Cello), Thomas Kolarczyk (Kontrabass) und Benni Wellenbeck (Schlagzeug) zusammen unterwegs ist. „Ich wollte meine Lieblingsinstrumente zusammenbringen", erklärte Flatau die eher ungewöhnliche Konstellation.
So ungewöhnlich wie die Zusammensetzung, so besonders stellte sich für die Besucher im gut gefüllten Konzertsaal auch die Musik dar- hauptsächlich aus dem neuen Werk ,,Piont of view". Kurz solistisch eingeleitet, entwickelte das Quartett einen reduzierten, phasenweise fast kammermusikalisch wirkenden, höchst ästhetisch anmutenden und ungeheuer räumlichen Sound. Das ließ sich so schon beim ersten Stück „Goodnight Berlin" feststellen. Viele Stücke waren inspiriert von Flataus Heimat Berlin - so auch „Assam's special blend", das die Atmosphäre eines Vielvölker-Cafes an der Neuköllner Sonnenallee mit bossanova-angehauchtem Rhythmus und arabisch wirkenden Klarinetten-Schleifen widerspiegelte.
Atmosphärisch, melodiös, Weite vermittelnd war der Sound - passend zum Namen der Formation „Abisko lights", der auf den Ort verweist, an dem das Polarlicht Schwedens am besten zu sehen ist.
Atmosphärisch, melodiös, Weite vermittelnd war der Sound - passend zum Namen der Formation „Abisko lights", der auf den Ort verweist, an dem das Polarlicht Schwedens am besten zu sehen ist.
Nach der Pause veränderte sich der Ton etwas - weniger statisch, viel expressiver und dynamischer im Klangbild - all das ließ die solistische Klasse der Protagonisten deutlich werden. ,,Four days in November" stand dafür exemplarisch: Kontrabassist Thomas Kolarczyk erzeugte mit einem gleichmäßgen Ton Spannung, die Bassklarinette legte sich darüber, es entstand ein vibrierender, geheimnisvoller Sound in der Alten Kellnerei.
„Kammermusikalischer" wurde das coole, mit schwebender Melancholie versetzte „Nocturne" - ein „kleines Schlaflied". Als die Band ein arabisches Brettspiel nachzeichnete, zauberte Korollar aus seinem Bass polyphonische Magie, bot Hanne Dürr ein magisch-beschwörendes Solo, bereicherte Benni Wellenbeck die Musik mit eigenwillig pointierten Rhythmen.
Für 80 Minuten hochwertige Musik gab es angemessenen Beifall. Rüdiger Eichholtz hofft, dass er die Konzert-Reihe im nächsten Jahr fortführen kann.