Rüdiger Eichholtz (rechts) gehört seit 2017 zum Moers Festival-Team. Er bringt sich auf vielfältige Weise mit seinen Erfahrungen und Kontakten ein. So zimmerte er auch mit Helfern das Mobiliar fürs Festivaldorf. Foto: Dieker, Klaus (kdi)
RP ONLINE, 07. Juni 2019, MOERS
Die Eichholtz-Sessions im Schlosspark
Moers. Rüdiger Eichholtz kuratiert für das Moers Festival das Familienprogramm am Sonntag ab 15 Uhr im Park.
Von Anja Katzke
Eichholtz Ich habe drei Formationen in den Schlosspark eingeladen, die sich und ihre Musik auf der Bühne präsentieren werden. Im Anschluss gehen dann alle gemeinsam in die Session. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Musiker das jeweils letzte Lied aufgreifen, mit ihrer Interpretation einsteigen und sich so wie in einem Labor etwas Neues entwickelt. Eingeladen habe ich das Wiebke-Schröder-Trio, das Neckar-Ganga-Sextett mit deutschen und indischen Musikern und das Horst-Hansen-Trio, das eigentlich ein Quintett ist.
Und wer wird in die Sessions einsteigen?
Eichholtz Es haben die Saxofonisten Bruno Angeloni und André Meisner, Carl Ludwig Hübsch (Tuba), Kontrabassist Sebastian Gramss, Jonas Gergki am Bass und Schlagzeuger Steffen Roth zugesagt. Sie stehen bereit. Ich weiß, dass sich schon drei Leute verabredet haben.
Wie sind Sie eigentlich zum Moers Festival-Team gestoßen?
Eichholtz Festivalchef Tim Isfort hat mich 2017 gefragt, ob ich nicht Interesse hätte, im neuen Team dabei zu sein. Es waren Ideen zum neu getauften Festivaldorf gefragt, und der Schlosspark sollte während des Moers Festivals bespielt werden. Die Idee war, mit dem Angebot eine Brücke von der Innenstadt zur Festivalhalle am Solimare zu bauen. Mit dem Umzug zur Halle war das Moers Festival ja ziemlich von der Stadt abgerückt und gleichzeitig war die Aufenthaltsqualität vor der Festivalhalle für meinen Geschmack 2016 gleich null. Im selben Jahr habe ich mit einigen Mitstreitern den Verein „Kulturprojekte am Niederrhein“ gegründet, so dass die Zusammenarbeit mit dem Moers Festival gut passte. Ich kenne Tim Isfort noch aus Schulzeiten. Er war auf dem Adolfinum eine Klasse unter mir.
Man verortet Sie eigentlich mehr in der Bildenden Kunst als im Bereich der Musik?
Eichholtz Ja, weil ich die Ausstellungen im Industriedenkmal Schacht IV organisiert habe. Über das Lokal Harmonie in Duisburg-Ruhrort habe ich aber auch viele Kontakte in die Musik bekommen. Und die logische Konsequenz daraus war 2017 die Gründung des Vereins „Kulturprojekte am Niederrhein“ mit dem Ziel, die Künstler an den unterschiedlichsten Orten von Krefeld, über Neukirchen-Vluyn bis Rheinberg und Kleve zu präsentieren. Zweck des Vereins ist die Förderung der regionalen Vernetzung. Die Mitglieder unseres Vereins kommen aus Duisburg, Moers, Neukirchen-Vluyn, Kamp-Lintfort und Geldern. Wir kooperieren mit diversen Akteuren in der Region und erschließen uns nicht nur die etablierten, sondern auch neue Spielstätten. Der Radius, in dem die Künstler auftreten können, wird auf diese Weise deutlich größer. In der freien Szene findet man so eine bessere Förderung.
Die Sessions im Park finden dieses Jahr nur am Sonntag statt, warum?
Eichholtz Das ist so im diesjährigen Konzept eingepasst worden. Freitags ist das Moers Festival auch in der Stadt und den Clubs zu erleben, samstags rund um das Moerser Schloss und am Sonntag sowie zum Abschluss am Montag Abend im Park. Die Bühne steht im Bereich des Wintgenswegs.
Sie haben ein Programm für den Park zusammengestellt. Was erleben die Besucher außer Musik?
Eichholtz Unser Thema lautet Vielfalt. Das Café Vielfalt vom Netzwerk Mitte Moers wird kochen. Das Netzwerk vereint Ehrenamtliche, die sich für geflüchtete Menschen engagieren. Die Malteser beteiligen sich mit ihrer Flüchtlingseinrichtung in Orsoy. Die Heidschnucken-Initiative ist mit ihren Schafen vor Ort. Wir stellen die Schneiderei Hud-Hud der Tu-Was-Genossenschaft vor. Die Manga-Zeichnerin Jen Satora gibt einen Workshop, Tina Tonagel zeigt, wie man Zeichnungen hörbar machen kann, und Andreas Weber hat seine selbst entworfenen Draußenspiele dabei. Unsere Young Volunteers bieten Frisbee- und Fußballspiele an.
Wer kann sich von dem Angebot im Park angesprochen fühlen?
Eichholtz Es richtet sich an alle Familien, die nicht so sehr den Rummel wie im Festivaldorf suchen. Alle, die sich auf eine Decke setzen, etwas essen und Musik hören wollen.
Nach dem Festival geht es für Sie gleich weiter.
Eichholtz Ja, vom 11. bis zum 13. Juni tritt das Trio Combinations mit Günter „Baby“ Sommer, Bruno Angeloni und Steffen Roth mit zweimal Schlagzeug und Sopransaxofon in Rheinberg, Essen und Kamp-Lintfort auf. Am 14. und 15. Juni spielt das Sextett NeckarGanga mit jungen Musikern aus Mannheim und aus Varanasi in Indien. Die Konzerte sind in Kleve und Neukirchen-Vluyn.