RP Online 20. Mai 2021, Neukirchen-Vluyn
„Land der Flunen — Fäden der Vergangenheit“
Kunst in Neukirchen-Vluyn
Neukirchen-Vluyn Fünf Outdoor-Kunstinstallationen im Stadtgebiet thematisieren drei Monate lang Neukirchen-Vluyns Vergangenheit. Zur Eröffnung soll es ein Rahmenprogramm geben, wenn die Corona-Lage es zulässt.
Von Anja König
Das Projekt „Land der Flunen – Fäden der Vergangenheit“ präsentiert vom 20. Juni bis Ende September 2021 eine Ausstellung mit Outdoor-Installationen von fünf international tätigen Künstlerinnen und Künstlern im Stadtgebiet von Neukirchen-Vluyn. Ariane Hackstein, Kunsthistorikerin und Kuratorin des Projekts, Bürgermeister Ralf Köpke, Kulturbeauftragter Rüdiger Eichholtz sowie Sandra Kiss vom Stadtmarketing stellten das Kunstprojekt am Donnerstag vor. „Das Projekt bezieht sich auf zwei bedeutende Wurzeln der Stadt. Vluyn kommt von Flunen, also fließende Gewässer und ist im Namen der Stadt vorhanden. ‚Fäden der Vergangenheit‘ bezieht sich auf die Textilvergangenheit. Mit diesen beiden Themen haben sich die Künstler intensiv beschäftigt. Dabei wurden Künstler ausgesucht, die es gewohnt sind groß und ortsbezogen zu arbeiten“, sagte Ariane Hackstein.
So zum Beispiel Edgar Madanes aus Buenos Aires, der am Samannshof ein „Fluss-Labyrinth“ errichten wird. Niederrheinische Weiden liefern ihm das Material dafür. Am Ufer des Littardskuhlen baut der Künstler aus gebogenen Weidenzweigen einen kleinen begehbaren Irrgarten.
Wörtlich und bildhaft taucht die italienische Künstlerin Elena Redaelli in die Textilgeschichte Vluyns ein. Ein dicker, verknoteter Faden durchzieht den Park vor der evangelischen Dorfkirche, er steigt auf und ab, verbindet Geschichte und Gegenwart des historischen Bodens vor der Kirche. Jan Gerling, ein junger Künstler aus Essen, entdeckt eine irritierende Wegführung am Plankendickskendel. Seine Installation „Salix“ akzentuiert eine Weidenallee, die von Radfahrern umfahren wird. Der Künstler Jens J. Meyer, ebenfalls aus Essen, baut eine luftige Brücke der besonderen Art. Schlanke weiße Tuch-Elemente, zwischen Stäben gespannt, erheben sich zu einer sechs Meter hohen Skulptur auf der Wiese im Landschaftsband vor den Fördertürmen des ehemaligen Bergwerks Niederberg.
Die niederländische Künstlerin Karin van der Molen knüpft mit ihrer Arbeit „Neues Gewebe“ an die textile Vergangenheit der Stadt an. Eine große Skulptur aus dicken farbigen Fäden wächst inmitten der grünen Uferzone des Plankendickskendels.
Zur Seite steht den Künstlern der Kulturbeauftragte Rüdiger Eichholtz. Die Künstler reisen Ende Mai beziehungsweise Anfang Juli an. „Während des Aufbaus der Installationen werden sie auf meinem Hof in Moers-Schwafheim leben und von dort zu ihren Arbeitsstätten ausstreuen. Abends besteht dann Gelegenheit zum Austausch, das bietet eine besondere Atmosphäre.“ Das Projekt war ursprünglich 2020 im Innen- und Außenraum geplant, konnte wegen der Pandemie aber nicht realisiert werden. Jetzt schenken die Kunstwerke im öffentlichen Raum der Bindestrichstadt und ihrer Geschichte besondere Aufmerksamkeit zum vierzigsten Geburtstag. Sie sind auch Teil des Programms „40 Jahre – 40 Aktionen“.
Zur Eröffnung am 20. Juni ist eine Radtour geplant, auch ein musikalisches Programm ist angedacht. „Hier müssen wir aber noch abwarten, wie sich die Coronazahlen entwickel. Wir hoffen, auf eine gebührende Eröffnung“, sagte Sandra Kiss. Auch das Projekt „Radeln ohne Alter“ will Rikschafahrten entlang der Route machen. Bürgermeister Ralf Köpke: „Ich freue mich, dass diese Kunstaktion im öffentlichen Raum möglich ist. Dies ist ein Hoffnungsschimmer, die Menschen hungern danach wieder rauszukommen und Kultur zu erleben.“